Mutter-Kind-Kur

Mutter Kind Kur

Drei Wörter, die mir im Leben noch nicht untergekommen sind. Vielleicht mal gehört aber mehr nicht. Dann wurde plötzlich alles anders…

Letztes Jahr, der kleine Rabauke war gerade ein paar Monate alt, da schlief er Irgendwie anders. Und zwar gar nicht mehr. Nein das stimmt nicht. Er schlief schon. Ganze 15 Minuten am Stück. So stelle ich mir Foltermethoden vor. Ich bin gerade am einnicken, dann kommt der Schrei des Schreckens. Die Lautstärke mit den gleichen Dezibel wie ein Presslufthammer. Ach was erzähl ich da. Wie eine Rakete beim Start. Und mein Ohr genau 26,50 cm davon entfernt.

Dann nach 10 Minuten das Baby wieder beruhigt, damit es 15 Minuten später von neuem starten kann. Und das die ganze Nacht!!! Also wenn das ein Entwicklungsschub war, … Dann sollte er danach fließend chinesisch können.

Konnte er aber nicht. Sonst hätte das ganze ja irgendwie Sinn gemacht. Hat es nicht. Nein.

Dann fragte mich eine Freundin, warum ich nicht mal eine Mutter Kind Kur machen will. Ja, warum eigentlich nicht. Krankenkasse angerufen, Unterlagen zuschicken lassen, Termin beim Hausarzt ausgemacht. Hingegangen, erzählt, geheult, genehmigt bekommen. Fertig.

Die Firma, die diese Kuren organisiert, hat mir ein Haus am Chiemsee und ein Haus in Füssen angeboten. Schön, aber zu nah. Viel zu nah. Bei 3 Wochen Aufenthalt lohnt sich zum Beispiel auch das Meer. Die Ostsee. Mit den Worten: „Wollen Sie wirklich mit 2 kleinen Kindern so weit anreisen?“ und meiner Antwort „Jaaaa“, folgte die Bestätigung ein paar Tage später. Es geht nach Graal-Müritz.

So wie komme ich dahin. Bahnfahrt 11 Stunden. Autofahrt 11 Stunden. Flug 1,5 Stunden. Ich habe mich für das Letztere entschieden. Am Ende waren es 8 Stunden. Fahrt zum Flughafen, Mittagessen am Flughafen, Flug und zum krönenden Abschluss einen Taxifahrer, der ne dreiviertel Stunde in die falsche Richtung fährt. Dazu gleich mehr.

Flughafen. Parkplatz, Check.

Koffer abgeben. Check.

Durch den Sicherheitsbereich, Baby auf dem Arm, Kind an der Hand, Kinderwagen zusammen geklappt. Check.

Danach Kinderwagen wieder zusammen gebaut, Kind nicht abgehauen. Check.

Großem Rabauken Playmobil-Zeitung gekauft. Check.

Zur Toilette, Baby gewickelt. Check.

Zum Restaurant, Mittagessen geholt, hingesetzt, Picknick ausgebreitet. Check.

Großer Rabauke muss Pippi, alles stehen und liegen lassen, mit beiden Rabauken zur Toilette rasen, Pippi machen. Check.

Essen, spielen, dann ab zum Gate. Check.

Kinderwagen und Kinder in den Flughafenbus hiefen, Kind 1000000 Fragen beantworten (Warum fahren wir Bus. Will Flugzeug fliegen. Fahren wir mit Bus zur Ostsee.? Warum hat der Busfahrer ein Walki-Talki? Wann fahren wir los? Wann fliegen wir? Wann sind wir da?) Check.

Kleinen Rabauken auf das Rollfeld setzen, Kinderwagen wieder auseinander bauen, Flugzeugtreppe hochsteigen. Check.

Platznehmen. Zappelndes müdes Baby in den Extrababygurt einfriemeln. Check.

Weitere 10000000 Fragen beantworten (Warum fliegen wir nicht? Warum fahren wir? Fahren wir zur Ostsee? Wann sind wir da?) Check.

Fliegen, müdem Kind meinen Platz zum Hinlegen überlassen, definitiv nicht mehr müdes Baby bespaßen. Check.

Landen, schlafendes Kind aus dem Tiefschlaf holen. Check.

Aussteigen, Baby auf Rollfeld setzen, Kinderwagen wieder zusammen bauen, Koffer abholen. Check.

Taxifahrer suchen. Check.

Koffer, Rucksack, Beautycase, Kinderwagentasche, Kinderrucksack, Kinderwagen im Taxi verstaut. Check.

Nach 45 Minuten Taxifahrt: Taxifahrer: „Kühlungsborn ist wirklich schön, da gibt es diese Eisenbahn für Kinder.“ Ich: „Ja schade, dass wir die nicht sehen. Vielleicht gibt es sowas ja auch in Graal-Müritz.“ Taxifahrer: „Ja vielleicht, aber da kenne ich mich zu wenig aus.“………

Ich kurz überlegt: …….. Dann kam es mir: „Sagen Sie jetzt bitte, dass Sie nach Graal-Müritz fahren.“. Taxifahrer: „Äh nee. Ich fahre nach Kühlungsborn. Warum?“

Ich kurz innerlich geschrien. Vielleicht auch äußerlich, bin mir nicht mehr ganz so sicher.

Ok, jetzt ganz tief durchatmen. Du bist hier mit 2 kleinen Kindern. ALLEIN. Kinder mögen Autofahren so wie ich große dicke Spinnen mag. Juchuuu, chakka wir schaffen das. 45 Minuten zurück zur Ausgangsposition: Rostock. Dann 45 weitere Minuten nach G R A A L – M Ü R I T Z.

Meine Oma pflegte immer zu sagen: „Reden se miteinander.“

Das gilt also nicht nur für Ehepartner, sondern auch für Taxifahrer. Wieder was gelernt.

Er hatte von seiner Chefin die falsche Adresse bekommen und ich hab nichts mehr zu ihm gesagt, weil ich sicher war, er weiß alles. Denkste.

Nun gut. Da wären wir also in Graal-Müritz angekommen und stehen vor dem Kurhaus mit 2 Kindern und dem oben genannten Gepäck. Was natürlich längst nicht alles war. 3 Pakete Windeln, Feuchttücher, etc. hatte ich über Amazon schon direkt dorthin liefern lassen.

Irgendwie hab ich mich da etwas vertan. Oder braucht man 12 Pakete Feuchttücher für 3 Wochen. Ich denke nicht. (Nachtrag: braucht man doch)

Egal. Wir sind kurz aufs Zimmer, um das Gepäck abzuladen. 2 Zimmer mit Verbindungstür. YES!!! Kinder schlafen in Zimmer Nummer 1 und ich in Zimmer Nummer 2. Natürlich das Zimmer mit Bad und Fernseher.

Spartanisch eingerichtet aber völlig ok. Dann ab zum Abendessen. Jede wurde mit einer anderen Mama mit Kind an einem Tisch platziert. Wir saßen mit der Berliner Mama Nicole und den Kindern Alina und John an einem Tisch. Direkt am Buffet. Die Lautstärke…… jaaaaaa darüber muss ich mich jetzt nicht äußern. Aber es sind ja Kinder. (Dachte ich mir am Tag 1.)

Dem kleinen Rabauken rührte ich den Brei an, dem großen Rabauken schmierte ich ein Brötchen. Ich lief gefühlt 32 mal zum Buffet, um es jedem recht zu machen. Der kleine Rabauke drehte den Kopf zur Seite, sobald ich auch nur annähernd mit dem Breilöffel in seine Mundregion kam. Fazit: ich legte ihm alles essbare einfach vor die Nase, was er genüsslich zerquetschte, zerdrückte, durch die Gegend warf. Ja ja er ist doch noch so klein. Er experimentiert. Bestimmt… Der große Rabauke wurde langsam ungeduldig. Sehr ungeduldig. Und müde. Seeeeehr schlechte Kombination. Am Tag 1 musste ich ihm noch alles vorbereiten und schmieren. Am Tag 7 hat er bereits gelernt, wie man das Brötchen selbst halbiert, mit Butter beschmiert und mit Salami oder ähnlichem belegt. Tja man muss als Mama nur extrem langsam sein, damit das Kind von alleine was allein macht. Hihihi.

Nach dem die erste Nacht überstanden war, gab es 2 Termine für die Begrüßung und Hausbegehung. 8:30 Uhr. Locker zu schaffen. Ich plus beide Rabauken kamen zum Treffpunkt. Hhhmmm, alle Mamas ohne Kinder. Wo sind denn all die Kinder? Na bei der Kinderbetreuung. Logo. Hääääh? Hat mir keiner gesagt, dass die Kinder so früh und so schnell, ohne Eingewöhnungszeit, in der Kinderbetreuung abgegeben werden. Daher Kertwendung und ab zum Betreuungshaus. Der große Rabauke kommt in die Seesterngruppe und der Kleine in die Krabbengruppe.

Das Baby war so von dem vielen Spielzeug begeistert, dass es keine Sekunde gemerkt hat, dass ich raus gegangen bin. Oder aber es war einfach froh, als ich weg war.

Der Große war über die fremden Betreuerinnen semi begeistert. Also blieb ich ne halbe Stunde mit da. Dann musste ich gehen. Er war tapfer und ich war tapfer. Zum Glück hat man mir erst bei der Abholung gesagt, dass er nach mir geweint hat. Aber das wurde von Tag zu Tag besser. Als erstes verkündete er mir beim Abholen ganz stolz „Mama ich habe heute nicht nach dir geweint.“

Wenn es anders gewesen wäre, dann hätte ich es nicht übers Herz gebracht, ihn zur Betreuung zu geben.

Der Vormittag galt also komplett mir. Naja, mir und den Anwendungen. Eine jagte die andere. Da war zum Beispiel das Wannenbad. Ein in der DDR gefliester Raum mit 2 Badewannen, die durch 2 Plastevorhänge voneinander getrennt waren. Der „Whirl-Effekt“ entstand durch eine urururalte Sprudelmatte. Und seinen Kopf entspannte man sich auf einer ebenso alten Gummikopfmatratze, die mit Saugknöpfen am Badewannenkopfrand angedrückt wurde. Ich musste sehr schmunzeln, als ich diesen Raum betrat. Ich fühlte mich spontan 30 Jahre zurück gebeamt. Was nicht heißt, dass ich mich nicht entspannen konnte.

Was gab es noch an Anwendungen. … Hydrojetmassage. Hammer. Du liegst auf einer Art Wasserbett. Und dann wirst von unten mit sehr harten aber angenehmen Wasserstrahlen massiert. Da kann man schon mal kurz wegnicken.

Teilmassage. In 15 Minuten wird der halbe Rücken ordentlich durchmassiert. („Ist Ihnen zu kalt? Sie haben Gänsehaut.“ Peinlich, rot werdend. Nein ich genieße nur diese knetenden Hände.)

Sporttherapie. Nordic Walking, oder Beachvolleyball oder eine andere Art von Fitness.

Mein Luxusproblem war an manchen Tagen, dass ich zu viel Anwendungen hatte und das für mich in Stress ausartete. Also hin zur Organisation und mir einen Vormittag frei genommen. Ab zum Strand, Strandkorb für 2 Stunden gemietet, zur Sonne gedreht, Buch in die Hand genommen, nach 2 Zeilen eingeschlafen…. Entspannt die Kinder um 11:30 Uhr abgeholt.

Die Nachmittage verbrachten wir viel am Strand. War ja nur 500m entfernt. Kinder, Strand und Sand = tolle Kombi. Das Kleckerburgenbauen gestaltete sich allerdings etwas schwierig, da der kleine Rabauke sie lieber essen wollte. Wie übrigens den restlichen Strandsand auch…. Es kann ja ohne Zähne noch nicht im Mund knirschen. Meine Aufgabe bestand dann darin, seinen Mund von diversen Strandutensilien zu befreien (Steine, Muscheln, …)

Einmal waren wir auch auf einem Ponyhof. Der große Rabauke ist auf dem größten Pony der Welt geritten. Für seine Verhältnisse schon. Für meine auch. Meine Herausforderung war, dieses weltgrößte Pony zu lenken. Ohne das das Pony und der große Rabauke von meiner Unwissenheit und Angst etwas mitbekommen. Nachdem mir dieses Pony auch noch dermaßen auf den Fuß gestiegen ist und auch erst mal keine Anstalten machte, wieder runter zu steigen. Wie viel wiegt so ein Pony? 100 Tonnen? Mein Fuß, gekleidet mit leichten Tom Toms, war erst mal Matsch.

Bei Regenwetter gab es gleich nebenan ein Indoor Schwimmbad. Da gab es alles was Rabauken glücklich macht. Hab nur leider meine 5 anderen Arme und Hände daheim vergessen, dann wäre es entspannter gewesen. Beim Abduschen hat mir dann sogar eine Frau geholfen. Denn 2 kaputte und müde Kleinkinder abzuduschen, umzuziehen und trocken zu föhnen könnte auch eine Dschungelprüfung sein.

Der große Rabauke ist nach so einem Planschtag im lauten Essenraum über seinem Teller sogar eingeschlafen.

Die Ostsee hat auch die Zähne vom kleinen Rabauken motiviert zu wachsen. 10 Monate nichts im Mund und dann innerhalb von 3 Wochen 4 Zähne bekommen. Ambitioniert würde ich sagen.

Fazit der Mutter-Kind-Kur:

  • Anreise eeeetwas stressig
  • Kur sehr entspannend, auch wenn vieles etwas altbacken war
  • Wenn die Rabauken etwas größer sind, und selber essen können, wahrscheinlich noch entspannter

Ich habe gehört, dass man so eine Kur alle 4 Jahre wiederholen kann. Hab mir schon eine Erinnerung in meinen Kalender eingetragen….

Ein Kommentar zu „Mutter-Kind-Kur

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